Diercke. Unser Welterbe.

Diercke. Unser Welterbe

Christiane Meyer (Hrsg.), Verena Röll (Hrsg.)
in Zusammenarbeit mit der Deutschen UNESCO-Kommission:

 
Diercke. Unser Welterbe.
Faszination, Vermittlung, Verantwortung.

Reiches Bildmaterial. Format 30 x 21 cm. 152 Seiten.
Westermann Bildungsmedien Verlag.
Braunschweig 2021.

https://www.westermann.de/artikel/978-3-14-109821-1
35 Euro. Lieferung nur ab Verlag,
nur an Lehrkräfte und Erzieher/-innen.

 

Im Jahre 1972 haben die Mitgliedstaaten der UNESCO das „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ (die Welterbekonvention) verabschiedet.

 

Seither gehört der gemeinsame Schutz von Kultur- und Naturerbestätten, die als außer­gewöhnlicher Wert für die gesamte Menschheit erachtet werden, zu einem wesentlichen Anliegen der UNESCO. Ganz konkret handelt es sich hierbei neben herausragenden historischen Denkmälern auf allen Kontinenten auch um Welterbe-Dokumente. Diese Objekte werden von der UNESCO in einer Liste des Welterbes erfasst, die kontinuierlich erweitert wird. Daneben unterhält die UNESCO auch Listen von Immateriellem Kulturerbe, von Geoparks und von Biosphären-Reservaten.

Die grundlegende Problematik in diesem wichtigen Themenbereich war von Anbeginn, wie das immer vielfältiger und umfang­reicher werdende „Kultur- und Natur-Erbe“ bekannt gemacht wird, und wie man die damit verbundenen Aufgaben und Verpflichtungen einer breiten jungen Bevölkerung vermitteln kann. Die UNESCO zielt hierfür auf Bildungs­einrichtungen; für die Jugend insbesondere auf die UNESCO-Projektschulen. Es ist aber deutlich geworden, dass der Ertrag dieser Arbeit sich in Grenzen hält, wenn dem engagierten Lehrpersonal keine grundlegenden und alters­gerechten Materialien zur Verfügung stehen.

In den inzwischen quantitativ und qualitativ schon recht breiten Rahmen einschlägigen Publikationen reiht sich jetzt ganz vorzüglich das vorliegende Werk aus der bekannten Diercke-Familie (Westermann Verlag) ein. Das sehr reich mit Material bestückte Werk wurde von zahlreichen profunden Fachleuten nach aktuellen Themenbereichen gestaltet. Der Gesamt­umfang hält sich zwar in Grenzen, ist aber gerade deswegen für den pädagogischen Alltag hervorragend geeignet.

Der mittlerweile sehr umfangreiche Sachkomplex wird von dem Bearbeiter-Team in sechs gut gewählte Module eingeteilt:

  • Welterbe im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung;
  • Welterbe vor Ort erleben und vermitteln;
  • Welterbe, immaterielles Kulturerbe und Lebenswelten;
  • Welterbe – Chancen und Konflikte;
  • Welterbe zwischen Vergangenheit und Zukunft;
  • Bewusstsein und kulturelle Praktiken.

Jedes Modul beginnt zu einzelnen Unterthemen zunächst mit auskunftsstarken, durchaus heterogenen und zur kritischen Reflexion einladenden Einführungstexten. Es schließen sich jeweils mehrere Vorschläge für Arbeitsblätter mit sehr gut ausgesuchten Zusatzmaterialien für den Unterricht zu den einzelnen Themenbereichen an. Begrüßenswert ist auch, dass zu den einzelnen Kapiteln auch ergänzende Literaturhinweise angefügt sind, wobei Wert auf aktuelle Literatur gelegt wird.

Das gut strukturierte Layout und Schriftbild wird sehr übersichtlich und stark aufgelockert, inhaltlich konzentriert und knapp gehalten dargeboten. Ergänzt wird dieses Material durch erläuternde Graphiken sowie meist buntes Bild- und Karten­material. Ganz besonders hervorzuheben ist die übersichtliche und sehr verständliche sprachliche Gestaltung, die es erlaubt, selbst schwierigere Sachkomplexe durchaus zügig zu erfassen.

So lässt sich das Werk sehr gut in verschiedenen Formaten und Stufen der Bildungsvermittlung einsetzen. Dies beginnt in der Vorschulerziehung, setzt sich in Grundschulen und weiterführenden Bereichen fort und schließt Berufsschulen und auch Behinderteneinrichtungen ein.

Hier können alle Formen des umfangreichen Erbes ihre Berücksichtigung finden, seien es spektakuläre „Erbestätten“ (wie die Pyramiden, die Chinesische Mauer, die Akropolis oder die Ruinenstätte Petra und Machu Picchu, das Taj Mahal, die Völklinger Hütte, mittelalterliche Burgen und Schlösser, Kathedralen, Klosterstätten und herausragende Museen) oder auch außerordentlich problematische Erbschaften (wie die Sklaveninseln vor der Küste Afrikas, Auschwitz I und II oder Hiroshima). Zum Kern einer intensiveren Auseinandersetzung kann aber auch ein spezielles Objekt ausgewählt werden wie etwa – ansatzweise im vorliegenden Werk – die dreigeteilte Welterbestätte Bamberg.

Gerade an diesem Beispiel wird deutlich, wie problematisch für den Schutz eines Welterbes die notwendige Zukunfts­gestaltung sein kann. Die Frage nach den Zukunftsperspektiven und der Nachhaltigkeit für eine stetig wachsende und sich weiter­entwickelnde Bevölkerung muss hier in den Mittelpunkt gestellt werden. Mit dem nicht nur erfreulichen Ergebnis kann dies am Beispiel Dresden aufgezeigt werden. Auch hierzu liefert das vorliegende Werk exzellente Bilder und Texte.

Leider wird wohl auf Grund des bekannten Mangels an Unterrichtszeit eine Lehrkraft immer nur sorgsam ausgewählte Aspekte der Thematik in das Unterrichtsgeschehen einbringen können. Aber das vorliegende Werk lädt sehr beredt dazu ein, für diese Erbe-Arbeit immer wieder und unermüdlich unterrichtliche Randzonen hierfür „freizuschaufeln“.

Das reiche „Welterbe“ verdient es sehr wohl!

Walter Tausendpfund